Glücksarchiv

Unglück

Zum Thema Glück und Unglück gibt es einige falsche Annahmen, die uns unter Umständen den Umgang mit dem Glück erschweren. Eine Falschannahme ist: "Wenn wir nicht (mehr) unglücklich sind, sind wir glücklich". Eine andere falsche Annahme ist: "Unglück ist das Gegenteil von Glück".

Nicht mehr unglücklich sein heißt nicht: Glücklich sein

Glücksforscher haben Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Glück und Unglück voneinander unabhängig auftreten:

  • Hirnforscher haben festgestellt, dass positive und negative Gefühle im Gehirn an unterschiedlichen Stellen erzeugt werden. Bei negativen Gefühlen ("Unglück") ist eher die rechte Seite des Stirnhirns aktiv, bei positiven Gefühlen ("Glück") die linke Seite.
  • Negative Gefühle schließen positive Gefühle nicht aus. Weder physiologisch (also körperlich), noch emotional gilt ein "Entweder - oder", wir können uns gleichzeitig glücklich und unglücklich fühlen.
  • Psychologische Glücksforschung habt gezeigt, dass wir uns glücklich fühlen, wenn in unserem Leben die Zahl der positiv empfundenen Momente die negativen überwiegt. Glück kann bzw. muss aktiv hergestellt werden und entsteht nicht einfach passiv, durch das Wegfallen von Unglücklichsein, Schmerz oder Stress. Nach einem sollen Wegfall sind wir bestenfalls in einem neutralen Zustand, aber damit noch nicht glücklich. Die Psychologie hat diesen Sachverhalt erkannt und dafür den neuen Forschungsbereich Positive Psychologie gegründet.

Das Gegenteil von "Glück"

Zerbrochenes altes FensterDas Gegenteil von Glück im Sinne von "Glück haben", also dem Zufallsglück, ist Pech oder Unglück. Das psychologische Gegenteil von Glück, also von Glück im Sinne von "Glück empfinden" ist jedoch Depression.

Zur Untermauerung dieser Behauptung finden sich in Philipp Mayrings Buch "Psychologie des Glücks" die folgenden Forschungsergebnisse:

  • In mehreren unabhängigen Studien finden sich hohe negative Korrelationen zwischen Glücksmaßen und Depressionsmaßen, d.h. also: Glückliche Personen sind signifikant weniger depressiv, depressive Personen sind signifikant weniger glücklich.
  • Je mehr positive Lebensereignisse eine Person erlebt, desto weniger verschlechtert sich ihr psychischer Zustand über die Zeit in Richtung Depression
  • Die beiden Pole "Glück" und "Depression" haben gleich eine ganze Reihe von gegensätzlichen Indikatoren:

    Glück Depression
    positive Stimmung Dysphorie
    Verfolgung von Zielen und Interessen Interessensverlust
    Produktivität und Aktivität Müdigkeit und Energieverlust
    Bewusstheit und Wachheit Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten
    Tendenz zur positiven Verstärkung Tendenz zur negativen Verstärkung
    Hohes Selbstwertgefühl Geringes Selbstwertgefühl
    Hohe Soziabilität, Aufgeschlossenheit Sozialer Rückzug, soziale Inkompetenzen

Positive und negative Gefühle

AbbruchhausDass positive oder negative Gefühle stark von uns selbst abhängen, zeigt der Psychologe Paul Watzlawick in seinem gut lesbaren Buch "Anleitung zum Unglücklichsein" an vielen Beispielen. Dem Willen zum Glück fällt demnach eine bedeutende Rolle zu. Dabei zeigt sich eine überraschende Übereinstimmung zwischen der antiken Philosophie, dem Buddhismus und den modernen Neurowissenschaften, die alle behaupten: Glücksgefühle sind eine Folge der richtigen Gedanken und Handlungen, die durch Wiederholungen und Gewohnheiten trainiert werden können.


Zitate

Das kleine Gegenteil von Glück ist Langeweile, das große Gegenteil die Depression.
(Stephan Lermer, Psychotherapeut und Schriftsteller)

Bücher

Buchcover Wilhelm Schmid: Unglücklich sein: Eine Ermutigung
Buchcover Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein
Buchcover Sonia Laszlo: Fuck Happiness: Von der Tyrannei des Glücks
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